Leseprobe Tageslichter


Geniale Natur

Die Nacht senkt sich hernieder
die Kühe käuen wider
so haben sie auch im Ruh'n
durchaus noch was zu tun.

Der Inhalt ihrer Mägen
kommt ihnen nun entgegen
von der Natur ein toller Trick
und für die Kuh ein großes Glück.

Die wüsste nicht, selbst wenn sie wollte
was sie des Nachts sonst machen sollte.
Ich sag dazu das eine nur
sie ist genial, diese Natur.

Liebe unter Bäumen

Es stand an einem Eichenbaum
'ne schlanke, blonde Birke.
Es war der blonden Birke Traum
dass die Natur bewirke
dass Birk' und Eich' im Samentausch
in ganz speziellem Liebesrausch
den Birkeich zeugen mögen.

Die Birke streichelt Jahr um Jahr
mit zarten, weichen Zweigen
die Eiche, die findt’s wunderbar
und muss doch drüber schweigen.
Und hier und dort und dort und da
sprießt aus dem Erdenreich
ein Bäumchen - doch wie sonderbar
bisher kein Birkeneich.

Zweifelst du noch?

Zweifelst du noch an meiner Liebe?
Hat man dich je so lieb geliebt?
Es war nicht Liebe, meine Liebe
die mich dich zu lieben

Es trieb mich an der Trieb der Triebe
der mich auch weiterhin zur Liebe treibt
ich liebe, was mir für die Liebe
und für den Akt das Lieben bleibt

Wenn du dich zur Verfügung stellst
verfügst doch du auch über mich
wenn du in meiner Lust dich wälzt
dann spürst du es: ich liebe dich

 


Raps

Ein Rapsfeld trägt ein sehr gelbes Gelb
ich glaub, es ist das gelbste Gelb
das ich auf Erden finde.

Umrahmt von einem grünen Grün
an einem grünen Waldesrand
duftet der Raps im Winde.

Und später, wenn das Gelb vergilbt
die Pracht ist längst verflogen
wird er gepresst und ausgequetscht
wird Öl daraus gezogen.

Damit kann man dann Autofahr'n
oder Kartoffeln braten
die Vielfalt kann von Dieselöl
kein Konsument erwarten.

Oh Raps, oh Raps
oh Raps, trabs, trabs
ich ahne und ich leide
ich fürcht', bald steht die ganze Welt
in deinem gelben Kleide.

Winter

Es ist Februar
das Thermometer zeigt 21°
Blumen drängen aus dem Erdreich
Mücken putzen ihre Rüssel
Ameisen öffnen ihre Festung und schnuppern
ungläubig die warme Luft.

Blätter entfalten ihr junges Grün und rekeln sich
der Sonne entgegen
Weidenkätzchen zeigen schüchtern ihr glänzendes
Fell.

Noch zwitschern die Vögel nicht
aber sie picken in freudiger Überraschung
schlaftrunkene Insekten.

Maulwürfe graben sich durch
ungefrorenen Boden
und schauen fragend auf ihre innere Uhr.

Die Menschen legen ihre Mäntel ab
und lesen Zeitung im Park
in der Antarktis tröpfeln die Gletscher besorgt vor sich hin.

Es ist Winter.


Die Zeit ist jetzt

Sag' mal, ist es schon sehr spät?
Nein, es ist so früh wie’s geht.
Ich weiß nicht, warum du so hetzt
es ist nicht spät, es ist erst jetzt.

Ich frag mich, warum dich bewegt
zu wissen, was die Stunde schlägt
es geht die Zeit doch einerlei
auch ohne jede Uhr vorbei.

Und war es eben gerade zehn
so wirst auf jeder Uhr du sehn
es ist schon drei Sekunden später
da geht der Zeiger hin, da geht er.

Die Zeit ist jetzt
und jetzt
und jetzt
für den, der sich hineinversetzt.

Alles Hasten

Die Sinnlosigkeit allen Hastens wird mir klar
wenn ich in einem Stau stehe
wenn ich an einer Ampel zum dritten Mal
von einem Fußgänger überholt werde
wenn die Tür verschlossen ist
weil ich mich im Tag geirrt habe
wenn meine Frau mich verlässt
weil sie meinen übertriebenen Arbeitseifer
nicht mehr toleriert
dann wird mir die Sinnlosigkeit
allen Hastens bewusst.

Des Glückes Schopf

Hier und da
versuchte ich
das Glück beim Schopf zu packen -
noch jedes Mal trug es eine Perücke.


Die Armut

Die Armut in unserem Lande wird größer
der Reichtum aber wird es auch.
Die Armut teilen sich Millionen
so findet das magische Wort
auch in diesen Kreisen seinen Platz.

Ende und Anfang

Zu keiner Zeit war ich dem Ende näher
als jetzt, da ich am Anfang stehe.

Glück

Eilig durchstreifte ich das Leben
auf der Suche nach dem Glück
ihm immer ein Stück voraus.
Als ich’s merkte, blieb ich stehen
und sah es in einiger Entfernung
um Atem ringen.


Etwas

Jetzt hätte ich Zeit über etwas zu sinnen
Etwas von Grund auf neu zu beginnen
Etwas nie da gewesenes
Etwas unglaublich verwegenes
Etwas, was bisher niemand gewagt hat
Wonach bisher niemand gefragt hat

Etwas von existenzieller Bedeutung
Eine hoch willkommene Lebensbegleitung
Etwas, das ewige Freude bereitet
das alles und alle zur Liebe verleitet
Etwas, das jedwede Trauer vernichtet
Etwas, das immer nur gutes berichtet

Was uns von jedem Zwang befreit
Was da ist und immer für alle bereit
Was uns Kraft gibt wie ein Zaubertrank
Was uns aufstreben lässt aber ohne Drang
Etwas, das man nicht kaufen kann
Trotzdem verfügbar für jedermann

Ich denke und sinne nun schon seit Tagen
Ich glaube, ich werde Gott danach fragen

Zweifelst du noch?

Zweifelst du noch an meiner Liebe?
Hat man dich je so lieb geliebt?
Es war nicht Liebe, meine Liebe
die mich dich zu lieben

Es trieb mich an der Trieb der Triebe
der mich auch weiterhin zur Liebe treibt
ich liebe, was mir für die Liebe
und für den Akt das Lieben

Wenn du dich zur Verfügung stellst
verfügst doch du auch über mich
wenn du in meiner Lust dich wälzt
dann spürst du es: ich liebe

Zwingend

Mal angenommen, ich liebe dich
mal angenommen, du liebst mich nicht
nimm an, ich will vor allen Dingen
mein Leben nur mir dir verbringen.

Nimm an, du würdest dich beeilen
mir darauf ganz klar mitzuteilen
dass das, was ich mir wünsch' von Herzen
dich quält mit schlimmen Magenschmerzen.

Es zeigt sich hier besonders dringend
Herz Schmerz zu reimen, das ist zwingend.